Ortsbeschreibung von Balzholz 1848 PDF-Logo

aus der Oberamtsbeschreibung von Nürtingen

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5. Balzholz

Dorf, Gemeinde III.Cl. mit 451 evangelischen Einwohner, Filial
von Beuren, 2 ¼ Stunden südsüdöstlich von Nürtingen. Vom Fuß
des Neuffener Schloßberges an senkt sich die Markung der kleinen
Gemeinde Balzholz, eine ziemlich unebene Fläche, gegen das
Steinachthal hinab. Die Verhältnisse des Ortes kommen in
Vielem mit den hienach beschriebenen des Mutterortes Beuren
überein. Die Felder aber haben durchaus guten Boden und
bessern als die von Beuren, auch ist der Getreidebau ausgedehnter.
Flachs und Hanf sind hier wichtige Erzeugnisse. Die Obst- und
besonders die Kirschen-Zucht steht auch hier auf sehr hoher Stufe
und ist ein erheblicher Erwerbszweig; es gilt dasselbe, was von
Beuren und Linsenhofen bemerkt werden wird. Der Ort hat auch
etwas Weinbau und gewinnt in guten Jahren ein angenehmes,
in Urach und den Alporten beliebtes Gewächs. Die Rindviehzucht
ist so wenig als in Beuren von besonderem Belang; doch ist sie
im Fortschreiten zum Bessern begriffen. Schafe sind verhältniß-
mäßig ziemlich viele vorhanden. Gewerbsthätigkeit findet sich nicht.
Kirschengeistbrennerei, Spinnen und Weben sind Nebenbeschäfti-
gungen. Der Wohlstand steht im Ganzen höher als in Beuren.
Auch besitzt die Gemeinde ein Back- und Wasch-Haus; Schildwirth-
schaft ist eine vorhanden. Die Zehnten bezieht der Staat; der
kleine gehört früher zur Pfarrstelle Beuren, ist aber seit deren
Verwandlung vom Staat übernommen.

  Das Dörfchen ist etwas enge zusammengebaut, aber frei und
sehr angenehm an einem üppigen Obstwald und Weingärten gelegen
und hat treffliches Quellwasser. Eine eigene Kirche ist nicht vorhan-
den. Gemeinderaths-und Schul-Lokal befinden sich in Einem Hause.*
Bis 1521 war Balzholz ein Filial von Neuffen. In jenem
Jahr bestand der Ort nur aus 6 Häusern mit 5 Haushaltungen,
ging später im 30jährigen Kriege ganz ein und wurde erst nach
1651 nach und nach wieder aufgebaut.

  Balzholz gehörte in das Amt und Gericht Neuffen und scheint
mit der Herrschaft Neuffen immer verbunden gewesen zu seyn.
Der große Zehnte stand stets der Herrschaft zu. Die Karthäuser
zu Güterstein kauften 1468 von Graf Ulrich von Württemberg
einen See zu Balzholz, der zuvor einem von Tachenhausen gehört
hatte (Steinhofer III. 155).

  * Erwähnung verdient eine Schulstiftung des verstorbenen Pfarrers
Wagner mit 103 fl.