Ortsbeschreibung von Kappishäusern 1848 PDF-Logo

aus der Oberamtsbeschreibung von Nürtingen

Seite 168 bis 169
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13. Kappishäusern,

Dorf, Gemeinde III.Cl. mit 248 evangelischen Einwohnern, Filiali-
sten von Dettingen, OA. Urach, 2 ½ St. südlich von Nürtingen
(Forstamt und Dekanat Urach). - Kappishäuern (von Kappis,
d.i. Kohl) besteht aus zwei 1/8 Stunde auseinander liegenden
Weilern, und hat eine sehr hohe Lage am Fuß des Jusi-oder
Klausen-Bergs, reine, etwas scharfe Luft und einen starken, kalten
Lettenboden, der nicht tief geht und schwer zu bearbeiten ist.
Hagelschläge, die früher den Ort häufig und schwer heimsuchten,
sind seit längerer Zeit nicht mehr vorgekommen. Der Fruchtbau
ist ganz unzulänglich, der Wieswachs zwar gut, aber von mittel-
mäßiger Ergiebigkeit; die Ackerpreise stehen zu 50-400 fl. Die
Wiesenpreise zu 100-400 fl. Obst und Wein sind die Haupter-
zeugnisse des Oertchens; namentlich ist die Obstzucht von zuneh-
mendem Belang, da die zum Mosten und Dörren geeigneten
Sorten hier so gut und zum Theil noch besser als in den benach-
barten Thalorten gedeihen. Die Weinberge – wohl die höchst
gelegenen im Lande – sind ergiebig und liefern ein weißes, der
Qualität nach aber nur mittelmäßiges Gewächs, das seine Ab-
nehmer in der näheren Umgegend findet. Die Gemeinde und ein-
zelne Privaten sind im Besitz von 136 Mrg. Laubwald, der sich
übrigens nicht im besten Bestand befindet.- Die Rindviehzucht
erleidet wegen Mangels an ergiebigen Wiesen keine größere Aus-
dehnung; auch die Schafzucht ist unerheblich, der Weidepacht er-
trägt nur 50 fl. - Daß die Bewohner in sehr beschränkten Ver-
mögensverhältnissen leben, ergibt sich schon aus Vorstehendem.
Gewerbebetrieb ist außer einiger Linnenweberei keiner vorhanden.
Die Zehnten aller Gattungen werden dem Staat gereicht.

  Die Einwohner sind der Kirche des ¾ St. entfernten Det-
tingen unter Urach zugetheilt und haben dort auch ihren Begräb-
nißplatz. Hingegen befindet sich hier eine eigene Schule mit einem
Lehrer; im Jahr 1822 hat die Gemeinde ein neues Schul- und
Rath-Haus und in der neuester Zeit ein Back- und Wasch-Haus
erbaut. An gutem Quellwasser fehlt es nicht.- In der Nähe
findet sich gute gelbe Töpfererde, die von auswärts geholt wird.
Aus dem Basalttuff am Jusenberg wurde ein Wasserkitt bereitet,
der einen kleinen Handelsartikel bildete, s. oben S.32 und 55.[169]

  Die zwischen Neuffen und Kohlberg hindurch ziehende „hohe
Straße“ nach der ehemaigen römischen Ermsniederlassung setzt
durch die hiesige Markung fort.*

  *Einen Einfall Höslins, des verdienten Verfassers der Beschreibung
der Württ. Alp, wo es S. 421 ff. heißt: „Diese ganze Gegend scheint eine
deutsche Pflanzstätte gewesen zu seyn, so daß Kappishäusern, Kohlberg,
Bettlingen, Linsenhofen, Tischhart, die um einander herum liegen, von
lauter Landsleuten angebaut worden seyn könnten. Was Kapis, Kohl und
Linsen sind, ist bekannt, daß aber das Mangoldkraut in Niederdeutschland
Bete von der lateinischen Benennung genannt werde, ist auch wahr.
Vielleicht machten diese Colonisten von Zeit zu Zeit einen gemeinschaftlichen
Besuch, und trugen ihre Schüsseln in diesem Hart (Tischhart) zwischen dem
Hain zusammen.“ - erwähnen wir nur als Curiosität.

  Der Ort gehört wohl, mit dem nahen Dettingen, zu dem gemein-
schaftlichen Besitzthum der Grafen von Urach und von Achalm (s.OA.- Be-
schreib. v. Urach S. 157). Er war ein Bestandtheil des Amtes Neuffen.
Graf Eberhard der Milde von Württemberg kaufte 1396 von Beth von
Seeburg etliche Güter zu Cappushusen; (Steinhofer II.531). Auch besaß
das Stift Urach 1593 einen Hof zu „Kabishausen.“ Im dreißigjährigen
Kriege war der Ort bis 1651 ganz öde.