Ortsbeschreibung von Kleinbettlingen 1848 PDF-Logo

aus der Oberamtsbeschreibung von Nürtingen

Seite 169 bis 170
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14. Klein-Bettlingen

Dorf, Gemeinde III.Cl. mit 253 evangelischen Einwohnern, Filia-
listen von Bempflingen, OA. Urach, 2 1/8 Stunden südwestlich von
Nürtingen (Forstamt und Dekanat Urach). - Klein-Bettlingen liegt
mit seiner Markung in der flachen, wohlbewässerten Thalmulde
des Steidenbachs und zieht sich zu beiden Seiten an den sanften
Abhängen derselben hinauf. Der Boden ist durchschnittlich ein
schwerer Lehmboden, die Verbesserung des Anbaus erst noch im
Werden und läßt noch Manches zu wünschen übrig. Der Getreide-
bau ist jedoch eine einträgliche Erwerbsquelle, da er sich über eine
verhältnißmäßig bedeutende Fläche ausdehnt, und namentlich an
Dinkel und Haber ein Namhaftes über das eigene Bedüftniß er-
zeugt wird. Heu und Oehmd wird in guter Qualität, doch nicht
über den lokalen Bedarf gewonnen. Seit Kurzem wird auch mehr
Fleiß und Sorgfalt auf die Obstbaumzucht verwendet. Der Wein-
bau aber ist fast ganz aufgegeben. Die Rindviehzucht ist im Zu-
nehmen; es werden besonders viele Stiere gehalten, da die Bear-
beitung des schweren Bodens starkes Vieh erfordert. Hinsichtlich
der Schweinezucht gehört der Ort zu den ersten des Bezirks.

  Die Leute sind gute Wirthe und zu den bemitteltern der
Gegend zu rechnen. Gewerbe finden sich sehr wenige und sind[170]
gänzlich Nebensache. Der Ort besitzt ein Gemeindebackhaus und
zwei Schildwirthschaften. Die Gemeinde hat einen unbedeutenden
Grundbesitz und zieht ein Pachtgeld von 50 fl. aus der Schaf-
weide. Den Großzehnt (größtentheils vom Kloster Denkendorf
rührend) bezieht der Staat, den kleinen und Heu-Zehnten hat der-
selbe von der verwandelten Pfarrei Bempflingen übernommen.
Früher waren das Mannskloster Denkendorf (Schmidlin Beitr.
2, 70) und die Frauenklöster in Nürtingen, Reutlingen und Offen-
hausen hier begütert, woher nicht unbedeutende Reallasten auf
einzelnen Theilen der Markung ruhen.

  Das Dörfchen hat zum Theil größere und besser gebaute Woh-
nungen als manche Nachbarorte, was auf einen höhern Wohl-
stand einzelner Bürger schließen läßt. Kirche und Begräbnißplatz
sind in dem 3/8 Stunde entlegenen Bempflingen. Der Ort hat
ein Rathhaus und eine Schule mit 1 Lehrer. An trefflichen
Quellbrunnen fehlt es nicht. In alten Zeiten scheint das Dorf
größer oder die Anlagen desselben eine andere gewesen zu seyn, da
man neuerdings mehrere alte Baustätten entdeckte.*

  * Der Ort gehörte ins Amt Neuffen und (1526) in das Gericht
Grafenberg. Einer St. Leonhards-Capelle wird 1526 gedacht. Ein Dietericus
sacerdos, dictus de Sondelfingen, verschafft 1313 Conrado dicto Maiger
in Kleinbettlingen curiam suam sitam in terminis villae ibidem (Urk.).
s. auch Groß-Bettlingen. Auch dieser Ort war während des dreißigjährigen
Kriegs bis 1652 unbewohnt.