Ortsbeschreibung von Reudern 1848 PDF-Logo

aus der Oberamtsbeschreibung von Nürtingen

Seite 214 bis 215
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25. Reudern,

Dorf, Gemeinde II. Cl. mit 725 Einwohnern, Filial von Ober-Boi-
hingen 1 1/8 Stunde östlich von Nürtingen, an der Poststraße von
Kirchheim. Reudern hat eine hohe, freie, sehr gesunde Lage, aber
einen zum großen Theil nassen und kalten Boden, unzulänglichen
Feldbau (mit Ausnahme des Habers, der nach Außen verkauft
wird), ziemlich viel Wieswachs, übrigens mehr von reichlichem als
vorzüglichem Ertrag, unbedeutenden Wein-, aber beträchtlichen
und immer mehr ausgedehnten Obst-Bau, der eine wichtige Quelle
des Unterhalts für die Einwohner ausmacht. Holz hat die Ge-
meinde etwas, doch weit nicht zureichend. Die Ridviehzucht ist
in Aufnahme, während die Schafzucht auch hier immer mehr ein-
geschränkt wird. Dagegen verdient die Bienenzucht blühend ge-
nannt zu werden.

  Im Ganzen sind die ökonomischen Mittel der Einwohner ge-
ring. Gewerbe sind außer etwas Weberei nur die nothwendigen
mit untergeordnetem Betrieb vorhanden. Der Ort hat ein Ge-
meinde-Backhaus und drei Schildwirthschaften. Den Großzehn-
ten bezieht – mit Ausnahme eines kleinen, dem Hospital Nür-
tingen zehntpflichtigen Distrikts – der Staat, den Heu- und
Oehmd-Zehnten derselbe, den kleinen die Pfarrei Ober-Boi-
hingen.

  Das Dorf liegt rechts an der Straße nach Kirchheim und[215]
besteht aus zwei Gassen, die zusammentreffen, wo die 1751 erbaute
artige, kleine Kirche steht. Bei derselben befindet sich der Be-
gräbnißplatz. Vor 1751 hatte der Ort keine eigene Kirche und vor
1767 keine eigene Schule. Der Pfarrer von Ober-Boihingen hat
hier jeden Sonntag Gottesdienst, anwechselnd Predigt oder Kate-
chisation, zu halten. Die Kirchenbaulast trägt zu 1/3 der Heilige,
zu 2/3 die Gemeinde. Das schön gelegene, hübsche Schulhaus (mit
einer herrlichen Aussicht) wurde 1838 erbaut; die Schule wird
von einem Lehrer und einem Lehrgehülfen versehen. Das Rath-
haus ist alt.

  Reudern ist mit Nürtingen erworben worden.


  Nach dem Lagerbuch des Eßlinger Spitals von 1304 war die-
ser Spital allhier begütert.

  Kraft der Flache von Kirchheim verschaffte 1338 dem Frauen-
kloster Kirchheim eine Gülte aus seinem freien Gute zu Rüdern,
das genannt ist Hilpuntes Gut; dasselbe thun 1366 Hans von
Ahelfingen und Guta von Heiningen, seine Hausfrau, aus einer
Wiese. Der Ort gehörte (1526) in`s Gericht Ober-Boihingen.