Ortsbeschreibung von Zizishausen 1848 PDF-Logo

aus der Oberamtsbeschreibung von Nürtingen

Seite 226 bis 228
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30. Zitzishausen,

Dorf, Gemeinde III. Cl. mit 449 evangelischen Einwohnern, Filial
von Ober-Ensingen, 7/8 Stunden nördlich von Nürtingen am Neckar.
Die Markung Zitzishausen liegt theils im Neckarthal zu beiden
Seiten des Flusses, theils an und auf einem Hügel über dem
linken Ufer und ist gegen Ober-Ensingen durch den Aischenbach
abgegrenzt. Boden- und Cultur-Verhältnisse kommen mit den Nach-
barmarkungen Ober- und Unter-Ensingen überein, nur daß die
Ackerpreise namhaft niedriger stehen, die höchsten zu 400, die[227]
mittlern nur zu 100 fl. Es gibt aber auch sehr geringe Felder zu
höchstens 10-20 fl. Gut und ergiebig, auch für auswärtigen
Verkauf, ist der Wieswachs; doch leidet er nicht selten durch Ueber-
schwemmungen. Wiesenpreise: 200-250-450 fl. Durch eine
Ableitung des Stroms im Jahr 1831 ist den Verheerungen des-
selben, so viel es möglich ist vorgebeugt, und durch die Erbauung
einer Brücke der bessere Anbau der jenseits gelegenen Güter er-
leichtert worden. Der Ort hat einige Weinberge in guter Lage
(etwa 30 Morgen), deren Gewächs zu den bessern im Oberamt
gehört. Kernobst wird viel und gutes gezogen, weniger Steinobst.
Rindvieh- und Schaf-Zucht betreibt man in der Ausdehnung, welche
die im Ganzen sehr beschränkten ökonomischen Mittel der Einwohner
erlauben. Diese bestehen zu einem großen Theil aus armen We-
bern, Maurern, Steinbrecher und Taglöhner. Der Ort besitzt
auch ein Gemeindebackhaus. Schildwirthschaften sind zwei vor-
handen.

  Die Gemeindekasse bezieht aus der verpachteten Schafweide
135 fl. und einige Pachtzinse aus Gütern. Universalzehntherr
ist der Staat, nur einige kleine Zehntbezüge hat die Pfarrstelle
Ober-Boihingen und die Stifungspflege Unter-Ensingen. Der
Caplaneipfründe zur heil. Margaretha in Neuhausen sind 2 (längst
zerschlagene) Höfe, der Burghof und der Muckenhof, mit etwa 50
Morgen Ackerfeld drittheilig. Das Fischwasser gehört den Unter-
Ensinger Fischern und zinst dem Staat.

  Zitzishausen liegt flach an linken Neckarufer. Die Bauart
des Ortes ist eigenthümlich. In einer Strecke von mehr als
½ Viertelstunde ist Eine Häuserreihe gegen die Mittagsseite mit
zwei kurzen Unterbrechungen gebaut, welche den Ort in den obern,
mittlern und untern Weiler theilen. Eine Kirche hat der Ort
nicht; die Mutterkirche in Ober-Ensingen ist 3/8 Stunden von der
Mitte desselben entfernt. Das Lokal des Gemeinderathes und
der Schule (mit 1 Lehrer) ist ein altes Haus mit einem Uhr-
thurm. Zwischen dem mittlern und untern Weiler in einem
Baumgut, der Burgstall genannt, wo man zu Zeiten schon Ge-
mäuer ausgegraben hat, sieht man noch Wall und Graben von
der Stammburg der Zittelmann von Zitzishausen, welche
ehemals in dieser Gegend vielfach begütert waren.

  Im Jahr 1347 verkauft Heinrich Spät von Steingebronn an
Württemberg den Hof allhier sammt dem Holze (Staatsarch.).

  Die ältesten vorkommenden Zittelmann sind: F. Zuttelmann
1237 (Archivurk.), Albertus dictus Zutilmann miles 1252. 1265.
1267. 1270. Sein Sohn heißt miles dictus Zutilmann de Niu-
vertingen in Urkunden von 1269 und ff. Im 14. Jahrhundert[228]
kommt vor Heinrich Züttelmann, welcher einen Bruder Conrad
hatte, dessen noch im Jahr 1397 Erwähnung geschieht.
Der Ort gehörte ins alte Amt und im Jahr 1526 ins Gericht
Nürtingen. Die Pfarrei Nürtingen bezog damals den Heu- und
kleinen und einen Theil des Wein-Zehnten. Zizelhusa soll von
Alters her dem Kloster Offenhausen gehört haben (Crusius III.
2,8). Pet und Adelhaid von Metzingen verschaffen 1357 der
Adelhaid Züttelmann im Kloster Kirchheim eine Gülte aus einem
Gut in Zützinhausen. Um 1360 wird Heinz Späth von Fricken-
hausen mit einem Hof (wohl mit dem oben beim Jahr 1347 ge-
nannten von Württemberg belehnt. Elisabethe von Neuhausen,
Herrn Krafts von Neidlingen Wittwe, erhält 1364 zu ihrer Ab-
fertigung Güter, die von den Züttelmann erkauft worden. Auch
die von Neuhausen selbst sind 1387 hier begütert. - Die Burg
war schon 1535 zerfallen. Eine Linie der Züttelmann schrieb sich
die Maiger oder Mayer s. Neckarhausen. Derselben gehörte wohl
Walther der Ammann von Zützishausen an, den wir 1357 finden.

  Am 9. (19.) August 1693 wurde der Ort von den Franzosen
in Flammen gesteckt.