Zur Geschichte der Oberamtsbeschreibungen

Im Jahre 1820 wurde in Stuttgart das Statistische-topographische Bureau mit dem Ziel gegründet:
"..eine genaue und vollständige Landes-,Volks-und Ortskunde von Württemberg zu liefern,und die in jedem Jahre hierunter sich ergebenden Veränderungen sorgfältig zu sammeln, so daß jede Regierungs-Behörde und jeder Württemberger fortdauernd eine richtige und umfassende Kenntniß von dem Zustande und den Verhältnissen sich zu schaffen Gelegenheit habe." (königl. württemb. Staats- und Regierungs-Blatt 1821 S. 155.)

Ziel der dem Finanzamt unterstellten Behörde war es der Verwaltung eine genaue Kenntnis des Landes zu vermitteln und darüber hinaus auch zur Integration der verschieden Teile des noch jungen Königreiches beizutragen.
Die erste Beschreibung wurde 1824 (Reutlingen) veröffentlicht, es dauerte bis 1886 bis die letzte Beschreibung der damaligen 64 Oberämter (Ellwangen) erschien. Die ersten 14 der Bände erschienen unter Federführung von Johann Daniel Georg von Memminger: (1773 bis 1840), Geograph und Statistiker, der neben den seit 1818 erscheinenden Württ. Jahrbücher die Oberamtsbeschreibungen als Privatunternehmung bei Cotta erscheinen lies. Nach seinem Tod wurde es mehr und mehr üblich, die Arbeit zu teilen. Fragebogen wurden im Bezirk verteilt und kundige Männer vor Ort, meist Pfarrer, Beamte und Lehrer, zur Mitarbeit gewonnen. Für die einzelnen Bereiche, die nun immer umfangreicher dargestellt wurden, waren nun verschiedene Personen verantwortlich. So war für viele Ausgaben der Oberbibliothekar Christoph Friedrich v. Stälin : und sein Sohn Dr. Paul Fr. Stälin für den geschichtlichen Teil der Beschreibungen zuständig. Für den statistischen Teil trugen: Finanzrath Dr.P. Sick und nach ihm Finanzrath Dr. Kull die Verantwortung und für die "Witterungsverhältnisse", Professor Dr. Schoder. Durch diese Arbeitsteilung war es möglich, die nun viel umfangreicheren Ausgaben, jährlich fertig zustellen. Nach 1840 waren die verantwortlichen Autoren und Herausgeber: Pauly, Moser, Stälin, Fromm, Bauer Dillenius, Titot, Paulus. Vor allem der Topograph Karl Eduard Paulus und sein Sohn Eduard Paulus waren für die Veröffentlichungen in der 2ten Hälfte des 19. Jahrhundert verantwortlich.

Der Aufbau der Bände erfolgte in der Regel nach folgendem Plan:

1. Lage und Umfang des Oberamtes mit geographischer Lage, den Grenzen, der Größe, der Figur und seiner Bestandteile.

2. Geschichtliche Denkwürdigkeiten mit Nachrichten von früheren Verhältnissen, getrennt nach bürgerlicher und kirchlicher Einteilung sowie der römischen und deutschen Altertümer.

3. Natürliche Beschaffenheit: Gebirge und Täler, Ebenen und Bezirke mit besonderen Namen, Erdfällen und Höhlen, Höhen und Abdachungen, Gewässer, Boden und Gebirgsarten, Klima, Naturerzeugnisse.

4. Einwohner: Bevölkerung, Stand, Gang, Eigenschaften der Bewohner nach körperlicher Beschaffenheit, Lebensweise und Sitten, sowie Charakter.

5. Wohnorte: Orte, Gattung und Anzahl, Art und Bestimmung, Eigentum, Kataster, Brandversicherung, Vergleichung.

6. Nahrungsstand: Vermögen, Bestand und Verteilung, Geldwert, Wirtschaft, Landbau und Viehzucht, Kunst und Gewerbe, Handel.

7. Gesellschaftlicher Zustand: Grundherrliche Verhältnisse, staatliche und kirchliche Einrichtungen, Einteilung und vorgesetzte Behörden, allgemeine Anstalten, Oberamts und Gemeindehaushalt, Vermögen und Schulden, Umlagen und Steuern.

Im zweiten Teil der Bände werden die einzelnen Orte des jeweiligen Oberamts aufgezählt und beschrieben.

Der dritte Teil des Buches bringt Tabellen über sämtliche Orte mit seinen Einwohnern und Gebäuden, Grund und Boden nach der Kataster- und Landesvermessung, den Viehstand, Mühlen, Werke, Wirtschaften und Getränkefabriken, Gewerbeliste sowie den Gemeinde- und Stiftungshaushalt.

Jeder Band wird noch mit einer Karte des Oberamtes und durch eine oder zwei charakteristische Illustrationen belebt.